Nach JOLTS und vor FOMC

Wie an dieser Stelle vor 24 Stunden schon vermutet: Die gestrigen US-Zahlen wurden wichtig, vor allem die Zahlen aus dem JOLTS, dem “job openings and turnover survey”, kurz: die Zahl offener Stellen. Alle Welt (zumindest die von Bloomberg befragten Analysten) hatte erwartet, dass diese Zahl weiter zurückgeht, doch stieg wieder. Im September waren in den USA 10,72 Millionen Stellen unbesetzt, also fast doppelt so viele, wie Arbeitslose gemeldet waren (5,77 Millionen).

Da muss man wohl vermuten, dass der Lohndruck (Stundenlöhne +5% gegenüber Vorjahr) wohl eher zu- als abnimmt. Und das wiederum dürfte den Inflationsdruck hochhalten. “Lohn-Preis-Spirale” hieß sowas früher.

Ich will nicht allzu ausführlich über die Gründe spekulieren, warum am US-Arbeitsmarkt ein derart ausgeprägter Arbeitskräftemangel herrscht. Arbeitsmarktökonomik ist so gar nicht mein Feld. Verfehlte Ausbildungspolitik; restriktive Immigrationspolitik; ein Lockdown, der vielen deutlich machte, wie sinnlos es ist, sich den Buckel krumm zu arbeiten, damit man den Ramsch moderner Konsumgesellschaften kaufen kann; oder ganz etwas anderes.

Wichtig ist mir: Auch die Fed sieht diese Zahlen. Und sie dürfte ähnliche Schlüsse ziehen: dass der Inflationsdruck sehr tiefe Gründe hat und dass seine Bekämpfung erhebliche Anstrengungen erfordert.

Nun hat die Fed natürlich bereits erhebliche Anstrengungen unternommen. 375 Basispunkte Zinserhöhung innerhalb von gut neun Monaten (eingerechnet der für heute erwartete 75-Basispunkte-Schritt) sind ein Brett. Und da sie die Wirkungen erst später eintreten, fällt es schwer, genau das richtige Maß zu finden. Weil’s so schwer ist, enden Zinserhöhungszyklen ja so oft in Rezessionen.

So mag es durchaus richtig sein, ab jetzt die Geschwindigkeit der Zinserhöhungen zu reduzieren, z.B. indem Fed-Chair Jay Powell für Dezember einen Schritt von “nur” 50 Basispunkten andeutet.

Andererseits darf er nicht Zweifel an der Entschlossenheit der Fed aufkommen lassen. Würde der Markt daran zweifeln, würde es eh nichts mit erfolgreicher Inflationsbekämpfung. Weil die vorallem dadurch gelingt, dass die Inflationserwartungen “verankert” bleiben, dass man also der Fed Entschlossenheit und Geschick zutraut.

Powell könnte versuchen, zum Ausgleich für eine ab hier langsamere Geschwindigkeit dem Markt zu suggerieren, dass der Fed-Leitzins (der Fed-Funds-Satz) zwar langsamer aber ausgeprägter erhöht wird, als bislang vermutet wird (gut 5% werden im OIS-Markt als Scheitelpunkt gehandelt).

Allerdings wäre das eine schwierige Kommunikationsaufgabe. Weil natürlich jedermann weiß, dass auch Powell nicht sagen kann, wie viel Inflation noch kommt.

Titeln morgen die Gazetten: “Fed deutet kleinere Zinsschritte an”, wird’s USD-negativ sein. Titeln sie hingegen “Fed deutet an, den Leitzins auf 6% erhöhen zu wollen”, wäre das USD-positiv. Weil letztendlich der Devisenmarkt eher am Ausmaß als am Timing des USD-Carry interessiert sein muss.

Aufgrund der Schwierigkeit, die Kommunikation richtig hinzubekommen, habe ich das Gefühl, dass das USD-negative Szenario wahrscheinlicher ist. Aber mir ist schon klar, dass Ihnen Wahrscheinlichkeitsaussagen nicht allzu viel nützen.

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DAX-Tief erst im März 2023?

In der Vergangenheit markierte der DAX im März 2003, März 2009 und März 2020 jeweils Tiefpunkte infolge von Rezessionen. Zurzeit gibt es gemischte Signale: Ifo-Index, DAX-Kurs-Gewinn-Verhältnis und pessimistische Profi-Investoren sprechen für den Aktienkauf. Dagegen raten die immer restriktivere US-Geldpolitik und ambitionierte Gewinnmargen-Erwartungen, weiterhin abzuwarten. Der Bärenmarkt dürfte noch anhalten. Wiederholt sich also die Geschichte und Anleger sehen das DAX-Rezessionstief erneut im März?

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