Lässt das EU-Ölembargo den Ölpreis steigen? Starke Preisschwankungen am Ölmarkt wegen Unsicherheit hinsichtlich Chinas Null-Covid-Politik und künftigem Kurs der OPEC+, US-Ölkonzern erhält Lizenz, in Venezuela Öl für den Export zu produzieren // Logistik-Probleme bremsen auch im Oktober Chinas Goldimporte aus Hongkong, Ghana möchte wohl Ölproduktimporte künftig in Gold bezahlen // Unruhen in China belasten Stimmung an den Industriemetallmärkten, Zinkmarkt rutscht weiter ins Angebotsdefizit, steigende Verarbeitungsgebühren in China sprechen für verbessertes Kupfererzangebot

Thema der Woche: Lässt das EU-Ölembargo den Ölpreis steigen?

Anfang kommender Woche tritt das EU-Ölembargo gegen Russland in Kraft. Schätzungen der IEA zufolge importierte die EU im Oktober noch täglich 1,5 Mio. Barrel Rohöl und 1 Mio. Barrel Ölprodukte aus Russland, darunter 600 Tsd. Barrel Diesel (Grafik 1). Das bislang aus Russland stammende Rohöl, das noch immer knapp 15% der EU-Rohölimporte insgesamt ausmacht, muss somit in Kürze anderweitig bezogen werden. Ab dem 5. Februar 2023 betrifft das Ölembargo dann auch Ölprodukte aus Russland, was zu einer weiteren Herausforderung werden dürfte. Denn das Ölangebot außerhalb Russlands ist beschränkt. Die OPEC+ hat ihre Ölproduktion gerade erst deutlich reduziert und der Anstieg der US-Ölproduktion verläuft nur sehr schleppend. Zudem dürften die USA angesichts sehr niedriger Lagerbestände kaum nennenswert Diesel nach Europa exportieren. Kurz vor dem Inkrafttreten des Embargos lagen die seewärtigen Rohöllieferungen Russlands laut Tankerverfolgungsdaten und Bloomberg noch bei knapp 3 Mio. Barrel pro Tag. Davon entfielen 2,5 Mio. Barrel pro Tag auf Indien, China, die Türkei und noch nicht bekannte Destinationen. Gemäß dieser Daten hätte die EU ihre Einfuhren also bereits deutlich reduziert.

Allerdings verlängern sich aufgrund des EU-Embargos die Transportwege, was zu einer Verknappung des Angebots von verfügbaren Tankschiffen und zu einer Erhöhung der Transportkosten führen dürfte. Schon jetzt sind die Tankerraten deutlich gestiegen. Der entsprechende Index der Baltic Exchange liegt bereits auf dem höchsten Stand seit 18 Jahren. Die Umleitung auf andere Abnehmer dürfte künftig durch den zeitgleich mit dem Ölembargo in Kraft tretenden Preisdeckel für russisches Öl erschwert werden. Dieser verbietet europäischen Versicherern und anderen Dienstleistern den Transport der Öllieferungen an Drittländer, wenn der Preis für die Ladung über dem Deckel liegt. Die G7 beabsichtigen dabei eine Spanne von 65-70 USD je Barrel, was etwas über dem aktuellen Preis für russisches Öl der Sorte Urals liegen und somit kurzfristig wohl ein hinreichendes Ölangebot aus Russland gewährleisten würde (Grafik 2). Die EU hat sich trotz zäher Verhandlungen bislang noch nicht auf das o.g. Niveau einigen können. Polen lehnt dies ab und verlangt stattdessen einen deutlich niedrigeren Preisdeckel von 30 USD. Unterstützung erhält es dabei von den baltischen Staaten.

Russland hat seinerseits damit gedroht, kein Öl an Länder liefern zu wollen, die sich an dem Preisdeckel beteiligen. Allerdings lässt Russland die Möglichkeit offen, weiterhin Öl zu liefern, wenn der Preis hoch genug ist. Bei einem Preisdeckel über dem aktuellen Marktpreis für russisches Öl könnte dies der Fall sein. Sollte der Preis für Urals aber weiter sinken, Freitag notierte er erstmals seit März 2021 unterhalb von 60 USD je Barrel, in den Exporthäfen Primorsk an der Ostsee und Noworossijsk am Schwarzen Meer lag er sogar nur noch bei etwas mehr als 50 USD, könnte Russland dagegen Angebot zurückhalten. Gleiches könnte passieren, falls der Brentölpreis aufgrund des EU-Ölembargos wie von uns erwartet wieder steigt, der Preis für Urals aufgrund des Preisdeckels aber deutlich unter 70 USD bleibt.

Damit ist ab Dezember mit einem deutlichen Rückgang der russischen Ölproduktion zu rechnen. Die IEA geht davon aus, dass das Produktionsniveau Ende des ersten Quartals 2023 rund 2 Mio. Barrel pro Tag unter dem Niveau vor dem Einmarsch in die Ukraine liegen wird. Das würde einen Rückgang um rund 1,5 Mio. Barrel pro Tag vom gegenwärtigen Produktionsniveau bedeuten. Das EU-Embargo für Rohöl und wenig später auch für Ölprodukte aus Russland und der Preisdeckel dürften somit Anfang 2023 zu einer spürbaren Anspannung am Ölmarkt führen. Wir rechnen daher mit einem Anstieg des Brentölpreises zurück auf 95 USD je Barrel in den kommenden Wochen.

Produktidee: Faktor-Optionsscheine

WKN Typ Basiswert Merkmale
SD0UN7 Long Oil Brent Future Faktor: 5
SH310Q Short Oil Brent Future Faktor: -5
SD2S7V Long Oil WTI Light Crude Future Faktor: 5
SH3QBC Short Oil WTI Light Crude Future Faktor: -5
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform.
Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter https://sg-zertifikate.de zur Verfügung. Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf die WKN.
Sie sind im Begriff, ein komplexes Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Produkte nur für kurzfristige Anlagezeiträume geeignet sind. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers zu informieren, insbesondere um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Basisprospekts durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen.

Energie

  • Die Ölpreise gerieten zu Wochenbeginn deutlich unter Druck, nachdem sie bereits in den vorangegangenen drei Wochen Rückgänge verzeichnet hatten. Brent fiel auf 80,6 USD je Barrel, das niedrigste Niveau seit Mitte Januar. WTI markierte bei 73,6 USD je Barrel den tiefsten Stand seit Ende 2021. Damit waren (nahezu) sämtliche Gewinne seit Jahresbeginn aufgezehrt. Die Terminkurven sowohl bei Brent als auch bei WTI sind am vorderen Ende in Contango gedreht, der nächstfällige Terminkontrakt handelt also unter dem darauffolgenden Terminkontrakt. Dies deutet auf eine kurzfristig reichliche Versorgung hin. Bei Brent war dies in den letzten zwei Jahren äußerst selten der Fall, wenn man von Tagen unmittelbar vor Kontraktwechseln absieht. Auslöser für den jüngsten Preisrutsch waren die sich ausweitenden Proteste gegen die Corona-Einschränkungen in China. Zuvor hatte eben diese Corona-Politik für Abgabedruck gesorgt. Offenbar rechnete der Markt damit, dass die chinesische Regierung ihre Politik beibehält und die Proteste niederschlägt. Lockert die Führung in Peking die Maßnahmen dagegen früher und schneller, wäre dies eine stützende Nachricht für die Ölpreise. Somit kommt es stark darauf an, wie die Reaktion der politischen Führung in China ausfällt. Eine weitere Frage ist, wie die OPEC+ auf den kräftigen Preisrückgang seit letzter Woche reagiert. Die nächste Sitzung findet am kommenden Sonntag statt. Gestern Abend kamen Spekulationen auf, die Produktion könnte nochmals reduziert werden. Die Ölpreise machten daraufhin die Verluste aus dem frühen Handel wieder wett und legen heute weiter zu. Brent handelt inzwischen bei gut 85 USD je Barrel und damit rund fünf USD über dem gestrigen Tief.
  • Die US-Regierung hat einem großen US-Ölkonzern eine Lizenz erteilt, Öl in Venezuela zu produzieren und von dort exportieren zu dürfen. Diese soll laut US-Finanzministerium zunächst sechs Monate gelten und danach automatisch monatlich verlängert werden. Zudem ist der Import von Mitteln erlaubt, die erforderlich sind, um das in Venezuela produzierte Öl exportfähig zu machen. Allerdings ist all dies mit strengen Auflagen verbunden. So dürfen keine neuen Ölfelder erschlossen, keine Gebühren oder Steuern an die venezolanische Regierung gezahlt und keine Sachzahlungen an die staatliche Ölgesellschaft PDVSA geleistet werden. Vor dem Inkrafttreten der Ölsanktionen 2019 produzierte der US-Ölkonzern mit seinen vier Beteiligungen in Venezuela rund 200 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag, die allesamt exportiert wurden. Offensichtlich erhoffen sich die USA dadurch die Lieferung von schwerem Öl, das bislang aus dem Mittleren Osten kam. Das in den USA geförderte Schieferöl ist dagegen deutlich leichter. Schweres Öl wird auch im Golf von Mexiko und in Kanada gefördert. Allerdings gibt es nicht genügend Pipelinekapazitäten für den Transport von den kanadischen Ölsandfeldern zu den Raffinerien an der US-Golfküste. Der geplante Bau des noch fehlenden Abschnitts der Keystone XL-Pipeline wurde von Präsident Biden kurz nach Beginn seiner Amtszeit gestoppt.

Produktidee: Faktor-Optionsscheine

WKN Typ Basiswert Merkmale
SQ03VW Long Oil Brent Future Faktor: 10
SQ3W95 Short Oil Brent Future Faktor: -10
SQ0RGW Long Oil WTI Light Crude Future Faktor: 10
SQ3W96 Short Oil WTI Light Crude Future Faktor: -10
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Edelmetalle

  • China hat im Oktober auf Nettobasis lediglich 18,7 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Das geht aus den gestern veröffentlichten Daten der Statistikbehörde von Hongkong hervor. Damit lagen die Netto-Importe 45% niedriger als im September, in dem sie bereits um die Hälfte gegenüber August gefallen waren. Der neuerliche Rückgang dürfte mit den anhaltenden Logistikprobleme im Zusammenhang mit den Corona-Beschränkungen zu tun haben. Denn auch im Oktober verlangten Goldhändler in China beträchtliche Preisaufschläge von 23-45 USD je Feinunze auf den Weltmarktpreis, was auf eine solide Nachfrage und ein zu knappes Angebot hindeutet. Die Netto-Importe im Oktober entsprachen zudem nur einem Drittel der Menge im Vorjahresmonat. Damit verringerte sich auch das Plus seit Jahresbeginn auf weniger als 7% gegenüber dem Vorjahr. Nach neun Monaten hatten die Netto-Goldimporte noch gut ein Viertel über dem entsprechenden Vorjahresniveau gelegen. Der alleinige Blick auf Hongkong ist allerdings irreführend. Die Schweiz hatte vorige Woche für Oktober noch nahezu unveränderte Goldlieferungen (brutto) nach China gemeldet. Diese liegen nach zehn Monaten immerhin gut 70% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
  • Ghana beabsichtigt offenbar, seine Importe von Ölprodukten ab dem ersten Quartal kommenden Jahr in Gold zu bezahlen. Dies teilte der Vizepräsident des westafrikanischen Staates in der letzten Woche in den sozialen Medien mit. Hintergrund sind die stark geschrumpften Devisenreserven, die Ende September noch bei 6,6 Mrd. USD lagen und damit seit Ende 2021 um fast ein Drittel gesunken sind. Durch die Nutzung der Goldreserven soll ein weiterer Rückgang verhindert werden. Dafür sollen die Goldproduzenten laut einer vom Vizepräsidenten ebenfalls in sozialen Medien verbreiteten Mitteilung ab dem 1. Januar 2023 verpflichtet werden, 20% der Bestände in ihren Raffinerien an die Zentralbank zu verkaufen. Die Abwicklung soll zu Kassapreisen in lokaler Währung erfolgen. Ghana war im letzten Jahr laut Daten des World Gold Council und Metals Focus mit einer Jahresproduktion von 129 Tonnen der größte afrikanische Goldproduzent, wobei die Produktionsmenge das dritte Jahr in Folge rückläufig war. Nimmt man diese Zahl als Berechnungsgrundlage, so würden knapp 26 Tonnen an die Zentralbank gehen, die beim gegenwärtigen Goldpreis einen Gegenwert von 1,45 Mrd. USD hätten. Allerdings ist noch offen, wie die Goldproduzenten reagieren. Reduzieren sie daraufhin ihre Produktion, könnte die Rechnung der Regierung nicht aufgehen. Der IWF, mit dem Ghana über ein Rettungsprogramm verhandelt, wurde laut dem Zentralbankgouverneur bereits im Oktober über die Pläne informiert.

Produktidee: Faktor-Optionsscheine

WKN Typ Basiswert Merkmale
SN4ZYV Long Gold Future Faktor: 10
SH2G4P Short Gold Future Faktor: -10
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