Die finanziellen Mittel, mit denen der norwegische Staatsfonds seine diversifizierte Anlagestrategie verfolgt, stammen größtenteils aus dem Öl- und Gas-Geschäft.
Der norwegische Staat hatte aber früh die Begrenztheit der Ressource Öl erkannt. Deshalb sollten die staatlichen Öleinnahmen seit der Gründung des Fonds so investiert werden, um für die Zeit vorzusorgen, in der die Erdölreserven der Nordsee zum Erliegen kommen, damit der Wohlstand auch für zukünftige Generationen gesichert werden kann.
Wird der Norwegische Staatsfonds jetzt „grün”?
Obwohl der norwegische Staat selbst hohe Einnahmen aus dem Ölgeschäft generiert, hat das Parlament in Oslo kürzlich beschlossen, Aktien und Anleihen von etwa 150 Kohle- und Öl-Unternehmen abzustoßen. Dafür sollen künftig 18 Milliarden Euro in erneuerbare Energien fließen. Der Beschluss dieses „Divestments” betrifft auch ein MDAX- bzw. ein DAX-Unternehmen: Uniper und RWE.
Langfristig investieren gleich ethisch investieren?
Das Geld fließt aber nicht nur in erneuerbare Energien, etwa Wind- und Solarkraft, sondern auch in Infrastrukturprojekte. Denn umweltfreundliche Technologien – so die Idee – begrenzen nicht nur den Klimawandel, sondern bringen auch attraktive Renditen mit sich. Darüber hinaus hält der norwegische Staatsfonds seit jeher ethische Prinzipien hoch und setzt auf eine langfristige Strategie.
Das norwegischen Parlament, das den Fonds beaufsichtigt, hat aufgrund moralischer Richtlinien, zum Beispiel gegenüber der Produktion von Waffen, Verschmutzung der Umwelt oder Missachtung von Arbeitnehmerrechten, schon des Öfteren die Beteiligungen von großen Unternehmen abgestoßen: zu den bekanntesten Fällen zählen Airbus, Boeing, Rio Tinto oder Walmart.
Investieren wie der norwegische Staatsfonds
Dabei ähneln die Grundsätze, mit denen der Fonds investiert, der modernen Portfoliotheorie und können daher auch für ETF-Anleger von Interesse sein. Die zwei obersten Prinzipien des Fonds sind ein langer Anlagehorizont sowie eine breite Streuung auf die ganze Welt. Genauer gesagt investiert der Staatsfonds in etwa 9.000 Unternehmen aus 73 Ländern, was viele Welt-ETFs in puncto Diversifikation eher blass aussehen lässt.
Zusätzliche Investitionen, zu etwa 30 Prozent in Anleihen und drei Prozent in Immobilien, verleihen dem Portfolio eine zusätzliche Stabilität.
Können Anleger den Fonds nachbauen?
Tatsächlich gibt es mit dem SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF (WKN: A1JJTD) ein Vehikel, dass der breiten Aktien-Streuung des norwegischen Staatsfonds recht nahe kommt. Der ETF von SPDR investiert in 47 Länder (23 Industrie- und 24 Schwellenländer), enthält über 8.500 Unternehmen und deckt damit 99 Prozent des weltweit investierbaren Aktienmarkts ab.
Natürlich gibt es auch andere Welt-ETFs, die sich zum Nachbau des größten Staatsfonds der Welt eignen. extraETF.com zeigt dazu eine konkrete Bauanleitung. Und Anleger, die eher der neuen „grünen” Ausrichtung des Fonds aus Norwegen nacheifern möchten, finden womöglich in einem von über 20 nachhaltigen Welt-ETFs, nach SRI-, ESG- oder Low-Carbon-Kriterien, eine geeignete Alternative.
Schließlich zeigt das „Divestment” des Norwegischen Staatsfonds, dass Nachhaltigkeit und Renditen sich auf keinen Fall ausschließen müssen.
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