In den letzten beiden Jahrzehnten hat nichts unser Leben so sehr verändert wie das Internet. Jetzt steht es selbst vor einem großen Umbruch und wird zum Metaversum. Dieses Phänomen wird häufig auch als nächste Stufe des Internets bezeichnet. Durch das Metaversum werden miteinander verknüpfte, dauerhafte Online-Umgebungen entstehen, die Nutzern Erfahrungen in virtueller Realität (VR) und erweiterter Realität (AR) ermöglichen. Anders ausgedrückt: Das Metaversum kann aus unserem heutigen 2D-Internet eine immersive Online-Welt in 3D machen.(1)
Nutzer werden auf das Metaversum über verschiedene Geräte zugreifen können, etwa PCs, Smartphones, AR-Brillen, VR-Headsets und andere XR-Geräte (Extended Reality). Einer aktuellen Studie zufolge wird das Metaversum enorm wachsen: Sein Marktwert könnte bis 2030 ein Volumen von bis zu 13 Billionen US-Dollar erreichen. Daher überrascht es nicht, dass mehrere führende Unternehmen bereits heute massiv in diesen Bereich investieren.(2)
Virtuelle Welten, reale Möglichkeiten
Wenn Sie der Hype um das Metaversum verwirrt, sind Sie damit nicht allein. Einer aktuellen Umfrage zufolge haben 31 % der Erwachsenen in den USA den Begriff noch nie gehört.(3) Einige halten das Metaversum nur für ein weiteres Videospiel. Dabei ist die Idee einer virtuellen Welt durchaus nicht neu: Bereits vor zwei Jahrzehnten konnten Menschen im Videospiel Second Live virtuell zum Immobilienmogul werden. Andere gaben ihren Beruf auf und lebten gut davon, anderen virtuelle Waren zu verkaufen.
Seither hat sich viel verändert. Bessere Internetverbindungen und leistungsfähigere Grafikkarten ermöglichen uns bereits immersivere virtuelle Erlebnisse und sind längst nicht mehr auf Videospiele beschränkt. Das Rückgrat des Metaversums könnte die Blockchain sein. Eine Blockchain ist ein elektronisches Hauptbuch, das Transaktionen und Salden in einem bestimmten System aufzeichnet. Sie ermöglicht eine effiziente Aufzeichnung des Transfers von Währungen, Vermögenswerten oder Informationen zwischen mehreren Teilnehmern, die für alle Blockchain-Teilnehmer überprüfbar und dezentral ist. Auch COVID-19 dürfte dazu beigetragen haben, dass die Menschen jetzt anders über Online-Vernetzung mit anderen denken. Dadurch hat sich die Verbreitung und Weiterentwicklung von Metaversum-Technologien beschleunigt.
Letztes Jahr gab Facebook aus heiterem Himmel eine Umorientierung weg von sozialen Medien hin zum Metaversum bekannt und hat seinen Unternehmensnamen auf „Meta“ geändert. Doch nicht nur Technologieunternehmen sehen die Chancen des Metaversums. Sogar traditionelle Branchen finden zunehmend ihren Platz im Metaversum − etwa, indem sie die Infrastruktur dafür zur Verfügung stellen oder virtuelle Waren schaffen, die sowohl in der virtuellen als auch in der physischen Welt einen Wert haben.
Beispielsweise hat BMW die Plattform Omniverse von Nvidia genutzt, um einen „digitalen Zwilling“ einer gesamten Werksetage anzulegen. Dabei kommen nicht nur Roboter und Maschinen, sondern auch Arbeiter vor. Durch diese digitale Nachbildung kann das Unternehmen Produktionszeit und -kosten optimieren. Andere Unternehmen haben digitale Büros errichtet. Das mag für einige zwar weit hergeholt klingen. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass noch vor wenigen Jahrzehnten nur wenige Unternehmen eine Internet-Präsenz hatten. Heute ist das zur Kundengewinnung und -interaktion sogar für kleine Unternehmen üblich. Sollte das Metaversum tatsächlich die nächste Stufe des Internets sein, dann müssen Unternehmen auch in der virtuellen Welt eine Präsenz errichten.
Blockchain jenseits von Kryptowährungen
Meta ist nur eines von vielen Technologieunternehmen, die um die Vormachtstellung im Metaversum kämpfen. Mit Oculus-Headsets können Nutzer durch drei Social-VR-Apps über die Plattform Horizon in die aktuelleVersion des Metaversums von Meta einsteigen.
Dort gibt es unter Horizon Worlds, wo sich Nutzer treffen und Erlebnisse genießen können, die andere Nutzer angelegt haben, Horizon Venues, wo Nutzer gemeinsam Sportveranstaltungen, Konzerte und mehr erleben können, sowie Horizon Workrooms, wo sich Nutzer vernetzen und gemeinsam arbeiten können. Meta will diese drei Apps kombinieren, um eine einheitlichere virtuelle Welt zu schaffen. So könnten die Nutzer den ganzen Tag auf Horizon verbringen und nahtlos zwischen Arbeit und Freizeit wechseln. Das würde jedoch auch bedeuten, dass sie den Großteil ihrer wachen Zeit unter dem wachsamen Auge von Meta verbringen würden, das dann nur noch mehr Daten von Nutzern sammeln und zu Geld machen könnte als bereits jetzt. Es besteht zunehmend Sorge, dass im Metaversum einige wenige Unternehmen das Sagen haben werden. Manche Tech-Visionäre sehen jedoch einen anderen Weg und fordern ein offenes Metaversum − einen Ort, der nicht den großen Technologiefirmen gehört und wo Nutzer Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten behalten.
Hier kommt die Blockchain ins Spiel. Man kennt diese Technologie vor allem, weil sie für Kryptowährungen relevant ist. Sie zeichnet Transaktionen dauerhaft in einem „dezentralisierten“ öffentlichen Verzeichnis in einem Netzwerk auf. Das bedeutet im Wesentlichen, dass keine zentrale Kontrollinstanz vorhanden ist. Entscheidungen werden im Konsens getroffen.
In den letzten Jahren sind mehrere Blockchain-Projekte für das Metaversum entstanden, darunter Decentraland. Nutzer können in diesen virtuellen Welten mit Kryptowährungen digitale Grundstücke kaufen oder das dezentralisierte Finanzwesen (DeFi) nutzen, um Hypotheken für solche Käufe aufzunehmen. Sie können Grundstücke kaufen und damit Geld verdienen, bleiben aber Eigentümer ihren personenbezogenen Daten. Das hat einen virtuellen Immobilienboom ausgelöst, sodass Verkäufe von virtuellen Immobilien 2021 bereits 500 Mio. USD überstiegen. Ein interessanter Aspekt dieser Blockchain-Projekte im Metaversum ist, dass sie von einer dezentralisierten autonomen Organisation (DAO) geregelt werden. Üblicherweise wird man Mitglied einer DAO, indem man „Token“ besitzt, etwa ein digitales Grundstück. Die Gemeinschaft stimmt dabei über nötige Entscheidungen ab, die automatisch umgesetzt werden, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Das ist Demokratie, aber ohne Regierung, wie wir sie kennen.
Zukunftsszenarien
Es wird sich zeigen, wie das Metaversum am Ende aussehen wird. Die meisten Branchenexperten meinen, dass die Vision vieler Technologieunternehmen wohl noch etwa fünf bis zehn Jahre in der Zukunft liegt. Es ist nicht absehbar, ob große Technologieunternehmen auch künftig über unser neu entstehendes digitales Leben entscheiden werden oder ob wir durch Blockchain-Technologie Unabhängigkeit erlangen. Eines ist jedoch unserer Mennnach sicher: Das Metaversum wird in nächster Zeit nicht verschwinden.
Der Mensch hat sich seit jeher seiner Umgebung angepasst. Wir haben das Internet in all seinen früheren Formen angenommen, und auch das Metaversum mag uns heute noch seltsam scheinen. Doch vielleicht sehen es die Menschen bereits in einem Jahrzehnt so, wie wir heute Google sehen.
(1)Quelle: Invesco. Stand: 2022
(2)Quelle: Citi GPS: Global Perspectives & Solutions. Stand: März 2022
(3)Quelle: Ipsos. Stand: Januar 2022
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Stand der Daten: 24.06.2022 sofern nicht anders angegeben.
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Herausgegeben durch Invesco Asset Management Deutschland GmbH, An der Welle 5, 60322 Frankfurt am Main, Deutschland und Invesco Asset Management (Schweiz) AG, Talacker 34, 8001 Zürich, Schweiz, veröffentlicht.
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Florian Foerster ist als Director ETF Sales für die Investmentgesellschaft Invesco in Frankfurt tätig. Zuvor arbeitete er bei der Commerzbank in Frankfurt als Spezialist für Zertifikate und ETFs.
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